Calais 2018

Nach einem Jahr Pause war ich 2018 wieder beim Shiseikan Budo Sommer Camp. Zusammen mit Efie, Ayelet und Nico aus unserem Dojo verbrachten wir eine inspirierende Woche in Calais. Über 2 spezielle Momente/Inhalte dieses Seminars möchte ich gern genauer berichten:

1.    Neben dem praktischen Schwerttraining bilden die ISBA-Seminare immer auch einen spirituellen Schwerpunkt. Beeindruckt hat mich dieses Jahr zum Beispiel das japanische Verständnis des Begriffs BUDO. Ich benutze ja gern die für viele leicht verständliche Übersetzung „Weg der Kampfkünste“. Aber es steckt noch viel mehr dahinter und darüber lohnt es sich nachzudenken und zu schreiben.
DO bedeutet ganz klar der Weg – und zwar in dem Sinne, dass wir uns auf den Pfad der Weiterentwicklung begeben. BU können wir aber unterschiedlich interpretieren: Als erstes wird es im Sinne von kämpferisch, kriegerisch aber auch militärisch benutzt. Das Schriftzeichen BU kann aber auch als „die Lanze anhalten oder stoppen“ gelesen werden und damit den Sinn haben, den Kampf bzw. den Krieg bzw. die zerstörerische Auseinandersetzung zu beenden. In einer älteren Lesart wurde das Schriftzeichen als MU gelesen und diesem die Bedeutung „etwas Neues schaffen oder kreieren“ zugesprochen. Wenn wir nun diese beiden Lesarten benutzen und bei der Beschreibung von BUDO einbeziehen, dann bekommen wir eine spirituell tiefgreifende Vision für unseren Kampfkunstweg. BUDO bedeutet dann: Weg, der das Kämpfen beendet (o. den Krieg o. Konflikt), mit dem Ziel, über die Auseinandersetzung mit dem Gegner (o. der Gegenpartei o. dem Gegenüber) etwas für alle Positives und Fortschrittliches zu kreieren. Was für eine Vision in unserer heutigen Zeit!

2.    Als besonderen Höhepunkt des Seminars haben wir das Misogi im Atlantik empfunden. Misogi ist ein Reinigungsritual in der Shinto-Religion, das meist mit kaltem Wasser an einem Ort in der Natur vor Sonnenaufgang abgehalten wird. Nun waren die wenigsten von uns Shintoisten, dennoch hat diese reinigende und kraftspendende Zeremonie einen bei allen starken Eindruck hinterlassen. Alle trugen ein Hachimaki (weißes Stirnband), die Männer zudem einen Fundoshi (ein traditionelles weißes Lendentuch, ähnlich wie beim Sumo), während die Frauen mit einem leichten weißen Gi bekleidet waren. So ausgestattet, sind wir in aller frühe zum Stand von Calais aufgebrochen und haben uns dort mit den traditionellen Übungen vorbereitet. Im Meer, welches uns mit seinen hohen Wellen umspülte, fühlten die Kraft des Wassers. Wir rezitierten die traditionellen Misugi-Texte. Mit Energie geladen und gereinigt trafen uns die Strahlen der aufgehende Somme. Zum Ende konnten wir diese neuen und frischen Energien in das Schwerttraining am Strand einfließen lassen. Eine sehr bereichernde und starke Erfahrung!

Natürlich gab es noch viele weitere schöne Momente des Lernens und Üben mit alten und neuen Freunden des Budo-Weges. Bei Interesse, einen schönen und detaillierten Seminar-Report meines Budo-Freundes Markus Röllig (Leiter des Aikido Zentrum Offenbach) findet ihr hier.
Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Shiseikan Budo Camp!

(Foto: © Androniki Christodoulou)

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